Wir sprachen mit Unternehmensgründer Gerhard Fritsch über ökologisch verträgliches Handeln in der Schmuckherstellung allgemein und bei CAPOLAVORO im besonderen.

Nachhaltigkeit und der Schutz der Umwelt sind ein großes Thema für die Schmuckwelt. Wie stehen Sie generell dazu?

Gerhard Fritsch: Diese Themen sind unserer Familie schon immer eine
Herzensangelegenheit. Unsere gesamte Produktion findet lokal in Inning am Ammersee statt. Für die Produktion verwenden wir ausschließlich 2nd - life - cycle gold, fair zertifizierte Diamanten und Farbsteine.

Seit wann beschäftigen Sie sich schon mit diesen Themen?

Dieses Thema beschäftigt uns tatsächlich schon seit vielen, vielen Jahren. Der Impact, den wir als wirtschaftende Menschen verursachen, muss auf ein Minimum reduziert werden – das ist schon seit jeher in unseren Werten verankert. Früher hat man diese Themen gar nicht so kommuniziert – aber heute ist es wichtiger denn je, darüber zu sprechen.

Was sind die jüngsten Entwicklungen in diesem Bereich?

Es freut mich ganz besonders, dass sich unser jüngster Sohn nun auch dafür entschieden hat, nach seiner handwerklichen Ausbildung als Energie- und Gebäudetechniker und seinem anschließenden Studium der erneuerbaren Energien, in diesem Zukunftsfeld zu arbeiten und uns als Gesellschafter in diesem Bereich maßgeblich zu beraten.

Sie verwenden in der Produktion recyceltes Gold. Warum ist das für Sie eine gute Lösung?

Das Sekundärgold wird aus bereits verwendetem Gold wie altem Schmuck, Zahngold etc. wiedergewonnen. Auch für die Wiedergewinnung bedarf es eines komplexen industriellen Prozesses, dennoch ist dessen Umweltbilanz deutlich besser als bei Gold, das aus Minen geschürft wird. Darüber hinaus findet dieses Recycling unter den strengen deutschen Umweltauflagen auch wieder lokal statt – wir arbeiten hier mit der Firma Hafner in Mönsheim zusammen.

Wie groß ist das Interesse von Juwelieren und auch von Endkunden an diesen Themen?

Die Sensibilität und das generelle Interesse für diese Themen sind bei den
Endkunden und unseren Fachhandelspartnern sehr groß. Leider ist es aber auch in unserer Branche immer wieder zu beobachten, dass von manchen – sehr bekannten – Marktakteuren Produkte oft ein deutsches oder europäisches Gütesiegel bekommen, aber trotzdem in fremden Ländern mit billigen Löhnen, zweifelhaften Arbeitsbedingungen und lockeren Umweltauflagen hergestellt sind.

Sehen Sie einen generellen Wandel in der Branche, was Nachhaltigkeit und Fair Trade betrifft?

Das Bewusstsein und die Wichtigkeit für nachhaltiges Handeln haben in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Wir bemerken, dass z.B. bei größeren Unternehmen oder Konzernen eine „Nachhaltigkeits-Zertifizierung“ RJC (= Responsible Jewellery Council) immer wichtiger und
eine Grundvoraussetzung ist – was wir gut finden. An dieser arbeiten wir.

Ihr Firmengebäude in Inning ist nach Ihren Plänen aus Holz erbaut und mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet. Warum haben Sie sich dazu entschlossen? Und: Wie arbeitet es sich hier?

Holzhäuser sind eine nachhaltige und klimafreundliche Alternative zum Massivbau, da Holz ein nachwachsender Rohstoff ist und bei der Herstellung weniger Energie benötigt und eine geringere Umweltbelastung verursacht als andere Baumaterialien wie Ziegel, Beton oder Stahl. Darüber hinaus speichern Holzhäuser CO2 und tragen damit zu einer Reduzierung des CO2-Ausstoßes bei. 

Unser Manufakturgebäude ist konzipiert als Plusenergiehaus, das sich dadurch auszeichnet, dass es im Jahresdurchschnitt mehr Energie produziert als es verbraucht. Dies erreichen wir durch die Kombination aus energieeffizienter Holzbauweise und der Nutzung erneuerbarer Energien, in unserem Fall die Kombination einer Photovoltaikanlage, einer Wärmepumpe und eines Batteriespeichers mittels einer intelligenten Haustechnik. Unser Manufakturgebäude bietet damit unseren Mitarbeitern und Besuchern eine wohngesunde Raumluft und ein ganz besonderes Wohlfühlklima und Ambiente.